Software
Von Rivian-Deal verärgert: Cariad-Mitarbeiter fühlen sich von VW düpiert
Der Rivian-Deal von VW sorgt für heftigen Unmut bei der eigenen Softwaretochter Cariad. Deren Mitarbeiter fühlen sich übergangen und verunsichert durch den Schritt. VW hatte diesen zuvor offenbar nicht intern kommuniziert. Cariad liefert den Gutteil des Softwareunterbaus für alle Marken im VW-Konzern. Und das nach Meinung vieler interner und externer Beobachter auf eine beklagenswert schlechte Weise. Die Beschäftigten indes sehen sich zu Unrecht in der Kritik und verweisen auf Probleme in der Abstimmung.
Rivian-Deal sorgt für Unmut
Für die Mitarbeiter von Cariad muss es ein Eklat gewesen sein. VW möchte seine Softwareplattform mit dem Know-how von Rivian stärken, Sparneuwagen berichtete. Das US-Elektro-Startup hat zwar mangels ausreichender Verkäufe chronische Geldprobleme. Dafür verfügt man aber über entwicklungstechnisches Potenzial, auf das man es in Wolfsburg abgesehen hat. Mit fünf Milliarden Dollar hatte sich VW unlängst bei Rivian eingekauft, das Geld fließt teils direkt an Rivian, teils in ein neues Gemeinschaftsunternehmen, das dann die neuen Softwarelösungen für VW entwickeln soll.
Für diese Entwicklungen ist bislang Cariad zuständig, das konzerneigene Systemhaus von VW, dem aber immer wieder eine heftige Underperformance attestiert wird.
Cariad-Mitarbeiter sind verärgert
Die Beschäftigten bei Cariad fühlen sich von dem Deal mit Rivian überfahren und sind verunsichert, wie die FT unter Berufung auf Gespräche mit Mitarbeitern berichtet. Die Kooperation sei zuvor nicht intern kommuniziert worden, entsprechend groß sei die Verunsicherung.
Faktisch sei wohl das Ende von Cariad eingeläutet, sind sich viele Mitarbeiter sicher, Experten sähen diese Entwicklung wohl eher positiv.
Cariad unter keinem guten Stern
Denn allzu lang ist die Liste verzögerter oder gänzlich versandeter Projekte, die von Cariad verantwortet wurden, ebenso lang die Liste mit Klagen über Qualitätsprobleme der Softwareplattform, die auch bei Endkunden häufig für Kopfschütteln und Verärgerung sorgte.
Die Gründe für die Misere beurteilen freilich die verschiedenen Parteien anders. Bei Cariad sieht man das Hauptproblem in der extremen Bürokratie des VW-Konzerns und an dem Umstand, nicht mehr zu den Entscheidern durchgedrungen zu sein. Die hätten schlicht keinen Sinn für die Erfordernisse der Fahrzeugentwicklung, ist von Insidern zu hören, die ihre Überzeugung zum Ausdruck bringen, bei Cariad gebe es durchaus hervorragende Ingenieure, denen schlicht der nötige Entscheidungsspielraum fehle.
Das bezweifeln allerdings unabhängige Branchenexperten immer wieder, die etwa auf die vergleichsweise niedrigen Gehälter verweisen, die Cariad zahlt. Mit mittelmäßiger Bezahlung gewinne man eben auch nur mittelmäßiges Personal, lautet eine oft gezogene, recht lieblose Einschätzung.