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NDR-Recherche

Dieselbranche profitiert auf Kosten der Verbraucher

Tankstelle
War Diesel teurer als notwendig? Bild: Pixabay

Die Dieselpreise sind 2022 deutlich angestiegen. Recherchen des NDR zufolge waren die Preise teurer als notwendig. Schuld daran soll ein einflussreicher Informationsdienst der Dieselbranche sein. Die Millionengewinne haben demnach die Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlt.

Teure Unabhängigkeit von Russland

Der Handel mit Diesel aus Russland ist seit einem halben Jahr ausgesetzt. Da die Speicher zu Kriegsbeginn gut gefüllt waren, bekommt man heute immer noch russischen Diesel, wenn man an der Tankstelle steht. Außerdem greift das Embargo erst im kommenden Jahr in seinem vollen Umfang. Aktuell kostet der Liter Diesel deutlich mehr als ein Liter Benzin. Und das, obwohl die Steuern auf Diesel drastisch gesenkt wurden. Warum der Dieselpreis jetzt schon in Höhe geschossen ist, meint der NDR herausgefunden zu haben.

Welche Rolle spielen Preisinformationsagenturen?

Preisinformationsagenturen sammeln Daten über Angebot und Nachfrage und errechnen daraus einen Preis. Diese Preisindizes werden von allen Marktteilnehmern mehr oder weniger hinterfragt angenommen. „Diese Preisindizes sind wirklich die Grundlage für alles, was nach Europa importiert wird“, sagt Kevin Schaefer, Geschäftsführer von Argus in Deutschland, einem Wettbewerber von Platts.

Der NDR-Recherche nach spielt die Preisinformationsagentur Platts eine bedeutende Rolle dabei. Diese habe das Embargo russischen Dieseln bereits im Jahr 2022 mit einberechnet. So liegt seit Wochen eine Verknappung des Angebotes vor, welche es tatsächlich nicht gibt. Der Preis steigt jedoch bei gleichbleibender Nachfrage und sinkendem Angebot. Das erklärt die aktuell hohen Diesel-Preise.

Tanken
Viele Autofahrerinnen und Autofahrer könnten beim Tanken monatelang zu viel gezahlt haben, Bild: Pixabay

Gibt es ein juristisches Nachspiel?

Wenn die Zahlen jedoch nicht stimmen, zahlen Kundinnen und Kunden einen zu hohen Preis, welcher von der Dieselbranche gar nicht ausgegeben werden muss. Die Klärung der juristischen Konsequenzen ist eine Frage für das Kartellamt. „Wenn man feststellen kann, dass das abgestimmt erfolgt ist, dann mache ich da kartellrechtlich ein sehr großes Fragezeichen dahinter“, so der Jurist Prof. Christian Kersting der Universität Düsseldorf.

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