Dieselabgasskandal
Abgasskandal: Mercedes-Benz E-Klasse betroffen. Kommt es zu Dieselgate 2.0?
Technologie. Die Deutsche Umwelthilfe DUH dokumentierte am Freitag, den 05. November, in einem Expertengutachten acht bisher unbekannte Abschalteinrichtungen in der Mercedes-Benz-Baureihe E-Klasse mit der Abgasnorm Euro 6. Kommt jetzt etwa Dieselgate 2.0 bei der Daimler AG?
Es klingt wie ein Paukenschlag im Dieselskandal der Daimler AG. Die DUH hat vergangenen Freitag ein Gutachten des Kfz-Software-Experten Felix Domke im Auftrag einer US-amerikanischen Rechtsanwaltskanzlei vorgestellt. In diesem heißt es, die Daimler AG sei tiefer in den Dieselabgasskandal verwickelt als bisher angenommen.
Genauer: In der Mercedes-Benz-Baureihe E-Klasse mit der Abgasnorm Euro 6 wurden acht bisher unbekannte Abschalteinrichtungen entdeckt. Die Deutsche Umwelthilfe kommentiert dies in ihrer Mitteilung so: „Mit diesen nach Auffassung der DUH eindeutig illegalen sogenannten ‚defeat devices‘ wird die wirksame Abgasreinigung durch den verbauten SCR-Katalysator reduziert. Das Ergebnis: Die realen Stickoxid-Emissionen auf der Straße liegen bis 500 Prozent über dem gesetzlich festgeschriebenen Grenzwert. Bislang hatte die Daimler AG stets abgestritten, illegale Abschalteinrichtungen bei in Deutschland und Europa verkauften Diesel-Pkw zu verwenden.“
Dieselskandal nicht mehr abstreitbar
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH sagte, dass das Gutachten des Felix Domke Daimler nun endgültig überführe. Es zeige erstmals, wie es dem Konzern gelinge, im Prüflabor die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten, im realen Straßenbetrieb Städte hingegen mit gesundheitsschädlichen Stickoxiden regelrecht zu fluten. Weiter sagt Resch: „Die Manipulation der Abgasreinigung gibt es nicht etwa, weil dies aus physikalischen Gründen oder zum Zweck des Motorschutzes erforderlich wäre. Der Grund ist so simpel wie zynisch: Es geht um Profitmaximierung zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit der Stadtbewohner.“
Game Changer im Dieselabgasskandal
Sechs der gefundenen Abschalteinrichtungen stehen in Zusammenhang mit dem SCR-System, heißt es bei der Nachrichtenagentur dpa. Das SCR-System sind Abgaskatalysatoren, die Stickoxide reduzieren können, indem dem Abgas eine wässrige Harnstofflösung, das sogenannte „AdBlue“, beigemischt wird. Diese Harnstofflösung reagiert mit den Abgasen, wodurch beide Arten von Gasen zu ungefährlichen Gasen abgebaut werden. Die Verwendung von SCR-Katalysatoren funktioniert dabei nur, wenn dem Abgas eine passende Menge Harnstoffe beigemischt wird. Drei der SCR-nahen Abschalteinrichtungen hängen laut DUH von einem „Alterungsfaktor“ ab, der die Schwellenwerte deutlich senke. In zwei von acht Fällen passiere das sogar bereits ab einer Alterung von nur einem Prozent bezogen auf die Lebensdauer des Autos. Das entspricht einer realen Laufleistung von wenigen Tausend Kilometern. Nach 20 Prozent Alterung erfolge die nächste Minderung.
Kfz-Software-Experten Felix Domke gibt an, dass sich die gefundenen Abschalteinrichtungen in Fahrsituationen aktivieren, die auf der Straße üblich seien. Bei normaler Fahrweise werde so gut wie immer die Verbesserung der Emission aktiv verhindert – auch wenn zum Schutz des Motors oder physikalisch nicht notwendig. Dieselexperte Dr. Gerrit W. Hartung bezeichnet dies als echten Game Changer im Dieselabgasskandal, der geschädigten Verbrauchern völlig neue Möglichkeiten eröffne, die Daimler AG wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung nach § 826 BGB haftbar zu machen und weitreichenden Schadenersatz zu erhalten.
Quellen
Mercedes-Benz